04.04.13, 09:10
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Zitat:Einleitung
Windows 8 polarisiert. Nicht nur, dass Gegner und Befürworter über die Bedienbarkeit und die Optik diskutieren, auch die Alltagstauglichkeit der Endgeräte steht noch immer im Mittelpunkt. Denn während man dem ARM-Ableger Windows RT einige deutliche Einschränkungen attestieren muss, kranken die preiswerten Modelle mit Atom-CPU unter eine ausgeprägten Leistungsschwäche. Entsprechend kritisierten wir Asus' Vivo Tab Smart (ComputerBase-Test), das zwar auf dem Papier kompatibel zu vielen x86-Anwendungen ist, in der Praxis aber selbst mit vermeintlich eher anspruchslosen Programmen überfordert war.
Angesichts der nahezu identischen Hardware kann man beim Acer Iconia W510 eines schon gleich zu Beginn vorwegnehmen: Mehr Leistung erhält man auch beim W510 nicht. Denn auch hier verrichtet aus Kostengründen ein Atom Z2760 seine Arbeit, jener Prozessor, den Intel explizit für derartige Geräte konzipiert hat und den Microsoft für preiswerte Windows-8-Tablets empfiehlt.
Und dennoch: Das Iconia W510 macht einiges anders. Worum es sich dabei handelt und wo die Stärken und Schwächen liegen, zeigt unser Test.
Software & Lieferumfang
Zum Lieferumfang des Acer Iconia W510 gehören neben dem vorinstallierten Windows 8 in der 32-Bit-Ausgabe unter anderem das Tastatur-Dock sowie eine Kurzdokumentation.
Der Lieferumfang im Überblick:
Acer Iconia W510
Tastatur-Dock
Adapter-Kabel (Micro-USB auf USB)
Kurzbedienungsanleitung und Garantiekarte
externes Netzteil, zweiteilig; Ausgangsspannung: 5 Volt, Stromstärke: 2 Ampere
Eine einjährige Herstellergarantie ist neben der gesetzlichen Gewährleistung inklusive. Eine für den Akku abweichende Regelung wird nicht erwähnt.
Technik
Auf Intels Atom Z2760 sind wir bereits mehrfach eingegangen, zuletzt im Test des Asus Vivo Tab Smart, weshalb wir hier die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Der Prozessor verfügt über zwei CPU-Kerne, die mit maximal 1,8 Gigahertz takten. Dank des unterstützten Hyper-Threadings können vier Threads gleichzeitig ausgeführt werden, was bei kompatibler Software für ein Leistungsplus sorgt. Für die Grafikberechnung ist eine GPU vom Typ PowerVR SGX 545 zuständig, die Intel selbst aber schlicht als Intel GMA bezeichnet. Prinzipiell beherrscht diese DirectX 10, durch den Treiber ist sie allerdings auf Version 9.3 limitiert.
Weiterhin gehören ein ein Megabyte großer Level-2-Cache, ein Dual-Channel-Speicher-Controller für bis zu zwei Gigabyte LPDDR2-800-RAM sowie verschiedene Schnittstellen zum SoC. Hierzu zählen unter anderem USB 2.0, HDMI 1.3 und eMMC. Klar ist also, dass man in puncto Leistung zahlreiche Abstriche im Vergleich zu Core-CPUs hinnehmen muss.
Bestätigt wird dies unter anderem von verschiedenen Benchmarks. Weder im Cinebench, PCMark oder in Geekbench werden Werte erreicht, die auch nur annähernd an CPUs der i3- oder i5-Reihe heranreichen – auch AMDs E-Familie rechnet schneller. Bezeichnend ist aber, dass das Iconia W510 in vielen Bereichen nochmals langsamer als das Vivo Tab Smart ist respektive schlechter als dieses abschneidet. Zwar handelt es sich hier nur um wenige Prozentpunkte, aufgrund der sehr ähnlichen Hardware ist dies aber nur auf Software-Unterschiede zurückzuführen.
Leistungs-Benchmarks
Aber nicht nur der Atom ist langsam, auch der in eMMC-Form verbaute Massenspeicher arbeitet sehr behäbig. In der Spitze konnten wir beim Lesen und Schreiben rund 81 und 29 Megabyte pro Sekunde ermitteln. Selbst zahlreiche langsam drehende 2,5-Zoll-Festplatten arbeiten schneller, von SSDs ist man gar meilenweit entfernt. In der Praxis offenbaren sich die geringen Übertragungsraten in häufigen Wartezeiten beim Starten von Programmen oder beim Speichern größerer Daten.
Im Gegensatz dazu überzeugt das Tablet bei den Laufzeiten. Dank des genügsamen Z2760 reicht eine Akkuladung in alltagsnahen Situationen etwa elf Stunden. In unserem Laufzeit-Benchmark Battery Eater erreicht das Iconia W510 bei geringer Last knapp zehn, bei hoher Auslastung immerhin noch rund viereinhalb Stunden. Wird bei angeschlossenem Tastatur-Dock gearbeitet, verdoppeln sich die Laufzeiten. Denn Acer spendiert diesem einen separaten Energiespeicher, der ebenfalls eine Kapazität von 27 Wattstunden aufweist. Somit lässt sich auch ein kompletter Arbeitstag nebst Überstunden überstehen.
Laufzeit-Benchmarks
Die restliche Ausstattung des Acer-Tablets ist schnell zusammengefasst. Zu dieser gehören neben WLAN auch Bluetooth und NFC zur Datenübertragung, vergleichsweise gute Stereolautsprecher und zwei Kameras. Während der rückwärtig verbaute Sensor mit acht Megapixeln auflöst, sind es beim vorderen zwei. Die Qualität reicht für Schnappschüsse oder Video-Telefonate aus, gegenüber guten Smartphone-Kameras fallen sie aber deutlich zurück. Für Zubehör stehen insgesamt zwei USB-2.0-Ports zur Verfügung: Eine vollwertige Buchse am Tastatur-Dock, eine Micro-USB-Schnittstelle am Tablet. Für letztere legt Acer einen Adapter auf USB bei, so dass im gedockten Modus zwei Ports ohne Einschränkungen genutzt werden können.
Display
Mit einer Diagonalen von 10,1 Zoll sowie einer Auflösung von 1.366 × 768 Pixeln bietet das Display des Iconia W510 nichts überraschendes. In diesen wesentlichen Eckdaten stimmt das Tablet mit zahlreichen Mitbewerbern überein, auch in Bezug auf die verwendete Panel-Art. Denn hier setzt auch Acer auf die IPS-Technik, die weitestgehend stabile Blickwinkel und eine gute Farbwiedergabe ermöglicht.
Im direkten Vergleich mit dem Asus Vivo Tab Smart fällt das Iconia W510 aber trotz dieser Parallelen zurück. Denn zum einen fällt die Maximalhelligkeit mit 320 Candela pro Quadratmeter geringer aus, zum anderen ist das Kontrastverhältnis von 869:1 schlechter. Zudem ist die Display-Ausleuchtung mit einer Homogenität von 85 Prozent sichtbar schlechter. Dem Nutzer fällt dies vor allem am unteren Rand auf, hier stören kleine Lichthöfe den ohnehin nur befriedigenden Eindruck. Im direkten Sonnenlicht ist das Tablet hoffnungslos überfordert, auch in hellen Innenräumen kommt es schnell zu Spiegelungen. Immerhin reagiert der verbaute Helligkeitssensor gut und schnell auf veränderte Verhältnisse und passt die Hintergrundbeleuchtung im Rahmen der Möglichkeiten zuverlässig an.
Die verbaute Touch-Sensorik fiel nicht negativ auf, was per se ein gutes Zeichen ist. Eingaben wurden präzise erkannt und umgesetzt, auch beim Aufrufen des „Acer Ring“. Dabei handelt es sich um eine vorinstallierte Anwendung, die durch das kreisförmige Aufsetzen von fünf Fingerkuppen gestartet wird. Diese soll die Navigation durch Fotos, Videos, Dokumente und anderes vereinfachen.
Gehäuse
Kunststoff, soweit das Auge reicht: Den Vorwurf, das Budget für Aluminium oder andere hochwertige Materialien verwendet zu haben, muss Acer sich nicht gefallen lassen. Die Taiwaner verzichten auf jegliches Metall an Tablet und Dock, was aber nicht zu lasten der Verwindungssteife geht. Allerdings hat man an anderer Stelle zu viel gespart, denn an mehreren Stellen zeigen sich klare Versäumnisse bei der Verarbeitung. So sind Rück- und Vorderseite des Tablets nicht überall bündig übereinander gefügt, was deutlich sichtbar ist. Aber auch die Spaltmaße können nicht völlig überzeugen, am Ende reicht es in der Kategorie Verarbeitung gerade so eben noch für ein „gut“.
Vollkommen wertfrei muss die Optik betrachtet werden. Auf den ersten Blick wirken die Oberflächen hochwertig, im ersten Moment entsteht der Eindruck, es handele sich doch um Aluminium. Unser Testgerät wusste zudem mit der Farbkombination Weiß-Silber zu gefallen, gerade im Zusammenspiel mit der schwarzen Display-Einfassung entstehen so spannende Kontraste. Generell ist das Design aber wenig überraschend, die Gerätekategorie lässt bekanntermaßen nur wenig Spielraum für Experimente oder Extravaganzen.
Im gekoppelten Zustand wirkt das Iconia W510 etwas grobschlachtig, da Acer auf filigrane Details verzichtet hat. Das Tastatur-Dock selbst fällt angesichts des verbauten Akkus überraschend dünn aus. An der Verarbeitung gibt es nichts zu kritisieren, einzig der Docking-Mechanismus könnte etwas mehr Souveränität ausstrahlen: Das Tablet kann zwar nicht herausrutschen, wirklich fest sitzt es aber auch nicht.
Im Gegensatz dazu steht die Tastatur, die in puncto Schreibkomfort überzeugen kann. Druckpunkt und Hub gefallen, auch die leicht angeraute Oberfläche der Tasten sowie die eindeutige Beschriftung dieser sorgt für einen guten Eindruck. Einzig die Größe der Elemente kann bemängelt werden, angesichts der zur Verfügung stehenden Fläche aber nur in einem sehr begrenzten Umfang.
Ein klarer Reinfall ist dafür das Touchpad, das die Note „mangelhaft“ mehr als verdient hat. Denn nur in den wenigsten Fällen werden Eingaben korrekt erkannt und ausgeführt, oftmals scheint der Cursor auf dem Display ein Eigenleben zu führen. Statt die Geste nach links umzusetzen, wandert dieser gerne nach rechts oder oben oder verbleibt an seiner Position. Dieses Problem ist Acer bereits seit dem Verkaufsstart bekannt, eine Korrektur des Problems hat es augenscheinlich in der Zwischenzeit nicht gegeben. Auch auf Nachfrage von ComputerBase konnte der Grund des Problems nicht genannt werden.
Einen kleinen Clou hat Acer im Scharnier des Tastatur-Docks versteckt. Denn dieses erlaubt die Drehung um weit mehr als 180 Grad, so dass das Dock mit der Tastatur auf der Unterseite als Standfuß genutzt werden kann. So kann das Iconia W510 auf Tischen oder anderen flachen Untergründen zum Betrachten von Fotos und Videos sicher abgestellt werden. Aber auch beim Arbeiten nur per Touchscreen profitiert man von dieser Stellung: Denn im Normalzustand mit nutzbarer Tastatur erweist sich das Gesamtkonstrukt als sehr wackelig, die Bedienung des Touchscreens wird durch Wegknicken nach hinten quittiert.
Zu guter Letzt: An der „Aufkleberitis“, die wir schon dem Asus Vivo Tab Smart attestiert haben, leidet auch das Iconia W510. Ganze vier Sticker schmücken die Rückseite des Tablets. Diese sind zwar problemlos entfernbar, das ein oder andere Element – wie beispielsweise für die Position der NFC-Antenne – hätte man aber auch anders lösen können.
Fazit
Schon in der Einleitung stellten wir fest: Die plattformbedingten Schwächen kann auch Acer nicht ausgleichen. Wie bei allen Atom-Tablets mit Windows 8 reicht die Leistung für die meisten x86-Programme nicht aus, von einem vollwertigen „Windows-8-Erlebnis“ kann also nicht die Rede sein. Letztlich wurde im Test erneut schnell klar, dass für nahezu alle Aufgaben, die mit dem Iconia W510 bewältigt werden können, auch ein Windows-RT-Tablet ausreicht – mit Abstrichen reicht auch Android- oder iOS-Hardware.
Deshalb stellt sich in erster Linie die Frage, was am Ende noch für das Acer-Tablet spricht – vor allem in Hinblick auf die direkte Konkurrenz. Hier ist vor allem das Tastatur-Dock zu nennen, wenn man einmal vom katastrophalen Touchpad absieht. Mit Laufzeiten, die je nach Belastung an die Marke von 20 Stunden heranreichen und einem guten Schreibkomfort bietet sich das Iconia W510, das derzeit für rund 600 Euro erhältlich ist, regelrecht als mobiler Begleiter an. Nicht nur ganze Arbeits- oder Studientage können damit problemlos überbrückt werden, auch für Langstreckenflüge reichen die Reserven. Zudem gefällt die Ausstattung mit gleich zwei USB-Ports, die die Einsatzmöglichkeiten deutlich erweitern. Dafür muss man im Gegenzug aber mit einer gerade noch guten Verarbeitung und einem in Summe nur durchschnittlichen Display Vorlieb nehmen.
Fazit
Schon in der Einleitung stellten wir fest: Die plattformbedingten Schwächen kann auch Acer nicht ausgleichen. Wie bei allen Atom-Tablets mit Windows 8 reicht die Leistung für die meisten x86-Programme nicht aus, von einem vollwertigen „Windows-8-Erlebnis“ kann also nicht die Rede sein. Letztlich wurde im Test erneut schnell klar, dass für nahezu alle Aufgaben, die mit dem Iconia W510 bewältigt werden können, auch ein Windows-RT-Tablet ausreicht – mit Abstrichen reicht auch Android- oder iOS-Hardware.
Acer Iconia W510Acer Iconia W510
Deshalb stellt sich in erster Linie die Frage, was am Ende noch für das Acer-Tablet spricht – vor allem in Hinblick auf die direkte Konkurrenz. Hier ist vor allem das Tastatur-Dock zu nennen, wenn man einmal vom katastrophalen Touchpad absieht. Mit Laufzeiten, die je nach Belastung an die Marke von 20 Stunden heranreichen und einem guten Schreibkomfort bietet sich das Iconia W510, das derzeit für rund 600 Euro erhältlich ist, regelrecht als mobiler Begleiter an. Nicht nur ganze Arbeits- oder Studientage können damit problemlos überbrückt werden, auch für Langstreckenflüge reichen die Reserven. Zudem gefällt die Ausstattung mit gleich zwei USB-Ports, die die Einsatzmöglichkeiten deutlich erweitern. Dafür muss man im Gegenzug aber mit einer gerade noch guten Verarbeitung und einem in Summe nur durchschnittlichen Display Vorlieb nehmen.
Video „Acer Iconia W510 im Test“
Am Ende ist es deshalb nur wenig überraschend, dass das Iconia W510 nicht uneingeschränkt empfohlen werden kann. Denn die grundsätzlichen Probleme, die Acer zu gewissen Teilen nicht direkt verschuldet hat, sind zu schwerwiegend, als dass lange Akkulaufzeiten oder andere Pluspunkte diese aufwiegen könnten.
Quelle: Computerbase.de